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Nahezu jeder kennt Schimmelpilze
aus seinem praktischen Alltag, vom Käse, vom Komposthaufen
im Garten und hoffentlich nicht von der Tapete im Schlafzimmer.
Schimmelpilze gibt es überall - stimmt, praktisch seit der
Mensch sesshaft geworden ist, hat er es mit dieser Art von Kleinstlebewesen
zu tun. Er hat sich an ihr Vorhan-densein angepasst und es gelernt,
das breite Spektrum an Stoffwechselprozessen für sich zu nutzen.
Einsatzgebiete von Schimmelpilzen sind deshalb u.a. die Herstellung
von Antibiotika in der Pharmaindustrie oder von Lebensmitteln (z.B.
Käse).
Mit der Erforschung der Schimmelpilze erkannte man aber auch, dass
Schimmelpilze nicht nur nützen, sondern ebenfalls gefährliche
Krankheitserreger sind.
Bezeichnend für Schimmelpilze ist, dass sie nicht, im Gegensatz
zu Pflanzen, den Kohlenstoff aus dem Kohlendioxid der Luft assimilieren
können - sie sind auf orga-nisch gebundenen Kohlenstoff angewiesen.
Sie befinden sich deshalb bevorzugt im Boden und leisten
dort nützliche Arbeit. Sie bauen organischen Abfall zu anor-ganischen
Mineralien ab, die dann wieder "höheren Wesen" zu
Verfügung stehen. Einige Schimmelpilze können leider auch,
ähnlich den Parasiten, im Menschen leben und dort erheblichen
Schaden anrichten.
Die Entwicklung von Schimmelpilzen unterteilt sich in zwei Phasen,
der Wachstums-phase (vegetative Phase) und der Vermehrungsphase
(generative Phase).
Während der Wachstumsphase keimt eine Spore meist farblose
Zellfäden (Hyphen) aus, die durch starkes Wachstum und Verzweigung
ein dichtes Geflecht (Myzel) bilden. Das Myzel kann dabei im Inneren
des befallenen Stoffes wachsen (Substratmyzel) oder auf der Oberfläche
(Oberflächenmyzel). Diese Phase ist durch die winzigen, farblosen
Zellfäden meist nicht mit dem bloßem Auge zu erkennen.
Die Vermehrungsphase dient der Bildung von Fortpflanzungszellen.
Von diesen Zellen (Sporen) kann ein Schimmelpilz Millionen innerhalb
kurzer Zeit abgeben. Diese Sporen werden mehr oder weniger gut durch
die Luft übertragen. Landen die Sporen auf einem Platz mit
den notwendigen Umgebungsbedingungen, keimen aus den Sporen Hypen
aus und der Kreislauf beginnt von vorn.
Biologische
Wirkung
Schimmelpilze können abwehrgeschwächte Menschen
befallen und hier gefährliche Mykosen hervorrufen. Weiterhin
sind sie in der Lage, hochgiftige Mykotoxine (Pilzgifte) zu produzieren.
In bestimmten Fällen kann so eine Erkrankung auch tödlich
verlaufen.
Als weitere Effekte werden z.B. Muskelschmerzen, Müdigkeit
und allg. Leistungs-schwäche beobachtet. Auch abgestorbene
Pilzsporen sind nicht unbedenklich, denn sie haben allergenisierendes
Potenzial.
Man misst den Pilzbelastungen immer mehr Bedeutung bei, einerseits
weil die Belas-tung durch bauliche Gegebenheiten, wie Energieeinsparung,
Lüftungsverhalten etc. ansteigt und andererseits wir nicht
mehr das tolle Abwehrsystem vergangener Zeiten innehaben. Durch
die Summe an Faktoren werden wir
plötzlich für Dinge angreifbar, womit wir früher
problemlos zurechtkamen.
Je nach Fragestellung werden Sporen mittels speziellen Pumpen und
Sammlern (aktiv) auf Nährböden geschleudert oder durch
frei stehende Nährböden (passiv) gesammelt. Auch direkte
Proben von Material und Staub auf Nährböden sind möglich.
Die Nährböden werden bei bestimmten Temperaturen "bebrütet"
und die darauf wachsenden Kolonien gezählt und bestimmt.
Grenzwerte/ Richtwerte
Durch die jahreszeitlichen Schwankungen, sowie dem unterschiedlichen
krankmach-enden Potenzial, ist eine reine Betrachtung der Sporenzahlen
nicht zweckmäßig.
Entscheidend ist, dass sich im Normalfall die Zahl und die Art der
Sporen im Innen-raum nicht gravierend von der im Freien unterscheidet.
Keime mit hohem krankmachenden Potenzial sollten gar nicht nachweisbar
sein.
Hier die Richtwerte für die Bewertung der Sporenanzahl in der
Innenraumluft.
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Tipps
Alle Vermeidung bzw. Sanierung von Schimmelbefall bezieht sich auf
den Entzug der Lebensgrundlagen. Die wirkungsvollsten Faktoren sind
dabei die Feuchte und die Temperatur. Versuchen sie nie, einen Pilzbefall
mit fungiziden Mitteln zu beseitigen, ohne die oben genannten Faktoren
zu sanieren. Keine Aktionen mit irgendwelchen Mitteln aus dem Baumarkt.
Abgesehen von Wasserschäden entstehen Pilze an Wänden
mit geringen Ober-flächentemperaturen. Geometrisch und materialbedingt
sind dies z.B. Ecken an Außenwänden, Fensterstürze,
Rolladenkästen, Rahmen von Fenstern usw.
Luft kann bei jeder Temperatur nur eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen,
ist die Raumluft voll von Wasser und trifft auf eine kältere
Wandfläche, fällt das über-schüssige Wasser
aus und liefert die Lebensgrundlage für einen Pilzbefall.
Temperieren Sie also Ihre Wände und halten Sie die Luftfeuchte
in normalen Größenordnungen. Sparen Sie nicht an Heizkosten
zu Lasten Ihrer Gesundheit. Mehr Informationen finden Sie auch beim
Raumklima.
Kleinere Schimmelschäden kann man relativ gut selbst beseitigen
- aber immer mit der Ursache. Wichtig dabei ist, dass die aufgewirbelten
Sporen entfernt und somit nicht für eine erhebliche momentane
Belastung sorgen. Diese Maßnahme mindert auch den Neubefall
oder Kontamination angrenzender Bereiche durch aufgewirbelte Sporen.
Gut geeignet sind für solche Maßnahmen Luftreiniger mit
Filtern nach Hepa- oder S-Klasse Standard, da diese auch die Sporen
aus der Luft filtern.
Zur Desinfektion eignen sich z.B. Heissdampf, hochprozentiger Alkohol,
Spiritus oder Sodalösung. Eine Anwendung pilztötender
Mittel ist nahezu nie nötig.
Sie sind Projektentwickler, ausführendes Unternehmen, Vermieter
oder Behörde? Dann besuchen Sie auch unser Sachverständigenbüro
unter:
www.heiko-schuetzhold.de
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