Information
Formaldehyd ist bei Raumtemperatur ein farbloses,
säuerlich-stechend riechendes Gas. (formicula = Ameise). Synonyme
für Formaldehyd sind Methanal, Formol, Ameisensäurealdehyd,
Methaldehyd.
Für die chemische Industrie stellt Formaldehyd ein wichtiges
Basisprodukt dar, wodurch es auch in sehr vielen Endprodukten zu
finden ist. Beispiele sind Span-platten, Lacke, Kleber, Reinigungs-,
Desinfektions- und Konservierungsmittel. Auch im Tabakrauch findet
sich Formaldehyd, das Rauchen von zwei Zigaretten in einem Raum
von 30m³ kann die Formaldehydkonzentration um 0,07ppm (Parts
per million = Teile pro Million) erhöhen.
Formaldehyd ist kein Altlastenproblem, wie z.B. Asbest, PCP. Auch
heutzutage sind erhebliche Mengen an Formaldehyd in Innenräumen
anzutreffen. Spanplatten in Möbeln, Boden- und Wandbekleidungen
sind nicht, wie vielfach angenommen, form-aldehydfrei. Sie sind
lediglich nach Bestehen gewisser Prüfkriterien (Prüfkammer-verfahren)
berechtigt, die Bezeichnung "formaldehydarm" zu tragen
(E1).
Im Prüfkammerverfahren gelten dabei folgende
Kriterien:
In die Prüfkammer mit einem Kubikmeter Raumluft wird 1m²
Spanplatte (ca. 70x70cm) eingebracht. Überschreitet die Konzentration
nach einer Stunde nicht die 0,1ppm Marke, darf sie sich formaldehydarm
nennen (E1). Die Luft in der Kammer wird dabei ein mal pro Stunde
ausgetauscht.
Für die Einhaltung von 0,1ppm in Innenräumen bei Verwendung
von E1-Spanplatten müssen zusätzlich folgende Kriterien
eingehalten werden: Es dürfen keine anderen Formaldehydquellen
(z.B. Möbel) vorhanden sein, das Verhältnis von Span-plattenoberfläche
zum Raumvolumen darf max. 1 m²/m³ sein, die Raumluft muss
mindestens ein mal pro Stunde vollständig ausgetauscht werden
und es dürfen keine hohen Temperaturen und Luftfeuchten herrschen.
Bemerkenswert ist auch, dass Spanplatten kontinuierliche Emissionsquellen
sind und kein Problem von nur neu eingebrachten Materialien. Die
bei der Herstellung der Leime (Formaldehydharze) stattfindende chemische
Reaktion ist reversibel. Solange die Temperaur und die Feuchte es
zulässt, findet die Freisetzung des gebundenen Formaldehyds
statt (Hydrolytische Rückspaltung). Eine Erhöhung der
Raumtemperatur um 1 °C führt zu einer Erhöhung der
Formaldehydkonzentration von einigen Prozent!
Formaldehydbelastungen in Innenräumen kann man recht gut mit
verschiedenen Indikatoren (z.B. Bio-Check
F Dräger-Werke aus der Apotheke) auf die Spur kommen.
Für genauere Messungen werden Luftproben
entnommen und im Labor ausgewertet.
Biologische
Wirkung
Formaldehyd steht in Verdacht, krebserzeugendes Potenzial
zu besitzen. Weiterhin werden Erscheinungen, wie Reizungen der Schleimhäute,
Kopfschmerzen, aller-gische Reaktionen beobachtet.
Weitere Wirkungen sind Asthmaanfälle, Überempfindlichkeit
gegen körperfremde Stoffe, Ekzembildung.
Grenzwerte/
Verursacher
"Nach dem heutigen Kenntnisstand...."
Da Formaldehyd schon recht lange Verwendung findet, ist die "Fülle"
von Grenz- bzw. Richtwerten relativ hoch. Bereits 1977 wurde vom
damaligen BGA (Bundesgesund-heitsamt) ein Grenzwert von 0,1ppm vorgeschlagen.
Während dieser Wert bis Mitte der 80er Jahre Grenzwertcharakter
hatte, bezeichnete man ihn später als Orientierungswert. In
Streitfällen wird ihm jedoch große Bedeutung beigemessen.
Grenzwertcharakter hat z.B. der MAK-Wert (Maximale Arbeitplatzkonzentration)
der TRGS 905. MAK-Werte sind jedoch für die Exposition an einem
Arbeitsplatz gedacht und nicht auf Wohnräume übertragbar.
Im Sinne der Vorsorge ist selbst der empfohlene Orientierungswert
von 0,1ppm als zu hoch anzusehen. Gründe sind vor allem:
- Die mögliche krebserzeugende Wirkung fand bei der Aufstellung
des Richtwertes keine Berücksichtigung, der Verdacht konnte
bis heute nicht ausgeräumt werden.
- Der in der Prüfkammer einzuhaltende Wert wird in der Praxis
leicht überschritten (mehrere Formaldehydquellen, wohnklimatische
Bedingungen)
- Empfindliche Menschen reagieren bereits bei 0,06ppm mit Kopfschmerz,
Schwin-del..., diese Störungen lassen erst nach, wenn eine
Konzentration von 0,02ppm unter-schritten wird.
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Grenzwerte/ Empfehlungen
MAK-Wert (TRGS 905)
(Maximale Arbeitsplatzkonzentration)
Orientierungswert BGA
LQL-Wert WHO
(Luftqualitätsleitwert der Weltgesund-heitsorganisation)
MIK-Wert VDI (Langzeit)
(Maximale Immissionskonzentration des Vereins deutscher Ingenieure)
Baubiologische Richtwerte
(für Schlafplätze)
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0,5 ppm
0,1 ppm
0.05 ppm
0,025 ppm
unauffällig < 0,02 ppm
schwach 0,02 - 0,05 ppm
stark 0,05 - 0,1 ppm
extrem > 0,1 ppm
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Tipps zur Reduzierung
Vermeidung
Die beste Lösung ist natürlich, gar keine Spanplatten
zu verwenden. Besser sind Vollhölzer. Bereits bei stabverleimtem
Holz ist die Leimmenge so gering, dass ge-sundheitliche Bedenken
nicht zu erwarten sind. Möglich sind auch Holzwerkstoffe, die
mit formaldehydfreien Leimen gebunden sind.
Sanierung
Bei einer Sanierung sind die Maßnahmen anzuwenden, die die
Konzentration von Formaldehyd in der Raumluft verringern.
- Kurzzeitig ist Lüften, Absenken der Temperatur und der Luftfeuchte
(begrenzt) denkbar.
- Verschließen von offenen Kanten, Löchern etc. - Spanplatten
emittieren am meisten über die offenen Kanten.
- Bedecken von Spanplattenoberflächen mit dampfdichten Lacken,
Beschichtungen etc.
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