Information
Biozide finden bevorzugt als
Holzschutzmittel Verwendung. Aber auch in anderen Bereichen
sind sie zu finden, so zum Beispiel in Insektensprays, Elektroverdampfern,
Ledermöbeln und Teppichen. Bekannte Vertreter sind z.B. PCP
(Pentachlorphenol), Lindan oder Permethrin. Werden Waren über
weite Entfernungen mit dem Schiff transportiert, müssen sie
gegen Pilz- und Schädlingsbefall geschützt werden. Sie
wür-den sonst den Transport durch die feuchte Seeluft gar nicht
überstehen.
Wurde bis vor ungefähr 50 Jahren in Wohnhäusern fast ausschließlich
konstruktiver Holzschutz betrieben, werden heute Holzschutzmittel
in großen Mengen in Häuser eingebracht. Holzschutzmittel
werden oft eingesetzt, obwohl es gar nicht nötig wäre,
getränkte Hölzer werden prophylaktisch eingebaut, ohne
zu hinterfragen, ob ihr Einsatz gerechtfertigt ist. Wird der konstruktive
Holzschutz missachtet, halten holzschutzmittelbehandelte Hölzer
auch nicht viel länger.
Biozide bleiben leider nicht in Hölzern, Teppichen etc., sie
gasen langsam aus, verteilen sich in der Raumluft und kontaminieren
den Staub, Gardinen usw.. So sind sie noch nach sehr langer Zeit
nachweisbar.
Weichmacher sollen Kunststoff elastisch
machen. Sie sind in relativ vielen Produkten enthalten, so in Folien,
Kabeln, Schläuchen, Lacken, Teppichen...
Weichmacher sind in der Regel Phtalate, wichtige Vertreter sind
DEHP (Diethylhexyl-phtalat), BBP (Benzylbutylphtalat) oder DEP (Diethylphtalat).
Wie die Biozide, bleiben auch Weichmacher nicht in den Kunststoffen,
sie diffundieren aus und belasten Innen-räume. Man findet sie
in der Raumluft und im Staub.
PAK`s - Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
sind eine Gruppe von mehreren hundert Einzelverbindungen. Sie entstehen,
wenn organisches Material unter Sauerstoffmangel verbrennt bzw.
erhitzt wird. Der bekannteste Vertreter ist Benzo[a]pyren, weitere
sind zum Beispiel Naphtalin, Chrysen und Pyren. PAK kom-men in hohen
Konzentrationen in Carbolineen (Produkte aus Steinkohlenteeren,
-pechen, -ölen), Asphalt und Teerprodukten vor. Weitere Quellen
sind der Dieselruß von Kfz, Backkork und Wohnungsbrände.
Bekannt wurde das PAK-Problem in den 60er und 70er Jahren, als man
sie unter Parkettböden in Wohnungen der US-Armee entdeckte.
Daraufhin wurden verstärkt auch deutsche Wohnungen untersucht
und festgestellt, dass hier dasselbe Problem vorlag.
Belastungen durch schwerflüchtige Substanzen in Innenräumen
kann man recht gut mit Hausstaubproben
auf die Spur kommen. Man untersucht eine Staubprobe, von der man
weiss, wie lange sie Zeit hatte, kontaminiert zu werden. Üblicherweise
sind das sieben Tage. Dadurch lassen sich Rückschlüsse
auf die vorhandene Belastung ziehen.
Weitere Möglichkeiten sind Materialproben, diese geben Auskunft,
ob ein Material belastet ist oder nicht. Auch Raumluftproben werden
durchgeführt, um die Belastung der Raumluft zu beurteilen.
Biologische
Wirkung
Die Gefährdungen durch
die verschiedenen schwerflüchtigen Substanzen sind ähn-lich,
sie sind eher langfristiger Natur. Sie reichern sich im Körper
je nach Expositionsdauer an und führen zu verschiedensten Erscheinungen.
Die Wirkungen reichen von Schädigungen der Leber und der Nieren
über erbgutschädigende und krebserzeugende Eigenschaften
bis zu neurotoxischen Wirkungen.
Man muss schon sehr naiv sein, wenn man glaubt, dass Stoffe, die
Leben töten, für den Menschen ungefährlich sind.
Der jetzige gesundheitliche Zustand unserer Gesell-schaft spiegelt
solche schwerwiegenden Irrtümer nur allzutreffend wider.
Grenzwerte
"Nach dem heutigen Kenntnisstand...."
Die chemische Industrie ist erfinderisch, betrachtet man die Fülle
von chemischen Stoffen, wird schnell klar, dass es mit einer sinvollen
Grenzwertgebung nicht allzugut bestellt sein kann.
Es existieren zwar einige MAK-Werte (Maximale Arbeitsplatzkonzentration),
MAK-Werte sind jedoch für die Exposition an einem Arbeitsplatz
gedacht und nicht auf Wohnräume übertragbar.
Es müssen also andere Bewertungskriterien gefunden werden.
Dazu ist es notwendig einen Begriff einzuführen, das Perzentil.
Es wird also nicht direkt mit einem Grenzwert verglichen, sondern
man schaut, was denn so im Vergleich zu anderen Innenräumen
vorhanden ist. Das 90. Perzentil heißt also, dass in 90% der
untersuchten Fälle der gefundene Wert nicht überschritten
wurde, 10% überschreiten den gefundenen Wert.
Da die Fülle von Stoffen sehr groß ist und eine Bewertung
immer mit bestehenden Randbedingungen in Zusammenhang gesehen werden
muss, soll an dieser Stelle auf eine Darstellung konkreter Werte
verzichtet werden.
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Tipps zur Reduzierung
Vermeidung
Vermeiden Sie Biozide, wann immer es geht. Bevorzugen Sie konstruktiven
Holz-schutz.
Rennen Sie nicht gleich jeder Mücke mit Insektensprays und
Kammerjägern hinterher.
Achten Sie genau auf Stoffe zum Schutz von Teppichen, Leder etc.
Gütesiegel sind meist von interessenabhängigen Institutionen
erteilt. Zum Wollsiegel beispielsweise gehören Biozide mit
dazu.
Seien Sie kritisch gegenüber Entwarnungen. Hinterfragen Sie,
wer dahinter steht.
Sanierung
Am besten ist natürlich entfernen.
Wenn das nicht geht, kann man die Situation durch luftdichtes Verpacken
konta-minierter Baustoffe verbessern. Mit gesundem Wohnklima etc.
ist es dann aber nicht mehr allzugut bestellt.
Ein weiterer Aspekt ist die Entsorgung von kontaminiertem Baumaterial.
Kaschiert man lediglich belastetes Material, werden die Entsorgungskosten
aufgeschoben und auf "spätere Generationen abgewälzt".
Ein gutes Beispiel, wo massenhaft verwendete Baustoffe plötzlich
gefährlicher Sondermüll werden, ist die Asbestproblematik.
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